Presse

“Einmal im Monat sollten die Menschen schweigen, einen Tag der Meditation einführen, nicht nur in der Familie, in der ganzen Gesellschaft, im Staat.”
Die zitierten Zeilen des weisen Schriftstellers Hanns Cibulka sind hineinkopiert in eine doppelseitige, grau unterlegte, Ruhe und Nachdenklichkeit verbreitende Bleistiftzeichnung der gebürtigen Thüringer Künstlerin Gudrun Kraft-Methfessel.
Es ist dies eine der wunderbar geglückten Verbindungen von Text und bildender Kunst, die wir auch Symbiose nennen können. Ein Schriftsteller und eine um eine ganze Generation jüngere Malerin begegnen sich 1999 zufällig am magisch-inspirierenden Ort Dornburg bei Jena. Die Sprache in Bildern ist beider Profession, die Liebe zu Landschaft und Natur und die Sorge um deren Fortbestand macht sie zu Seelenverwandten und beides zusammen – solange das Leben Hanns Cibulkas dafür noch die Kraft und die Zeit ließ – zu Arbeitspartnern. Was daraus wurde liegt jetzt im Künstlerbuch “Die blaue Farbe des Windes” vor. Texte Cibulkas regten die studierte Designerin Gudrun Kraft-Methfessel zu Aquarellen und Zeichnungen an, die den Betrachter in die Ruhe des Hinschauenmüssens zwingen. Bald schon stellt sich dann die Freude ein, das scheinbar Vertraute neu zu erfahren, neu zu lesen, neu zu verorten. Swantow, Dornburg, Hiddensee, die Wegscheide, der Hörselberg, Pisa auf der einen, Graugänse, Rebstöcke, Sanddorn, Silberdistel auf der anderen Seite geäußerter Lebensan- und absichten. Beethoven, Schubert, Novalis, Meister Eckhardt und weitere Gefährten als Anreger, Antreiber, Mutmacher oder Haltepunkte in einer gefährdeten Welt.
“Meine Zeit läuft ab”, registriert Cibulka ohne die geringste Spur von Koketterie oder Traurigkeit kurze Zeit vor seinem Tod im Sommer vorigen Jahres. “Wenn man alt wird, nimmt man außerhalb der Geschichte Platz, man bewegt sich am Rande des Unerklärbaren.” Soviel schien ihm dennoch gewiss: “Erst in der letzten Stunde unseres Lebens werden wir begreifen, dass uns nichts auf der Erde gehört, kein Haus, kein Baum, kein Strauch, dass wir alles zurückgeben müssen.” Das von Hanns Cibulka noch autorisierte Buch trägt dieses Credo weiter. Dank auch der hervorragenden Gestaltung von Frauke Wiechmann.

20.09.05, Heinz Stade, Flügelschläge, Thüringer-Allgemeine

Den Richtungspfeilen der Welt brachen die Spitzen. Jenseits von Verfall und Fortschritt gilt: aushalten und nicht verschleiern. Zum Beispiel: Die Unübersetzbarkeit eines poetischen Textes in die Welt der Kommunikation ist bereits zu dessen Voraussetzung geworden. Dichter und Leser, das ist Einsamkeit plus Einsamkeit. Erst in dieser Gleichheit kann der Poet zum Botschafter werden.
Hanns Cibulka aus Gotha, der im vergangenen Jahr starb, war ein Landschafts-Wortmaler, geprägt vom hellen, harten Süden der Klassik oder vom weichen Schwung mittlerer deutscher Höhen; einer, der in Gedichten und Tagebüchern nicht nur auf bedrohte, bedrohliche Welt reagierte, sondern auch auf Weltliteratur. Als sei man selber, schreibend, doch nur immer Teil eines längst gefüllten Buches. Demut als Gesetz.
Die Malerin und Grafikerin Gudrun Kraft-Mehfessel, geboren 1944 in Dorndorf (Saale) hat sich mit farbigen Aquarellen und Schwarz-Weiß-Zeichungen in Verse und Sätze Cibulkas hineingefühlt: »Die blaue Farbe des Windes«. Sinnlicher Impressionismus, flammende Tagfeier, dunkelseitige Welt-Bilder (Abb.: Albumblatt). Große Durchlässigkeit für Licht, für Trauer. Eine beseelte künstlerische und typografische Liebeserklärung. Morgen wäre Hanns Cibulka 85 geworden.

19.09.05, Hans-Dieter Schütt, Neues Deutschland, Cibulkas Welt, Bilder von Gudrun Kraft-Methfessel

“Der Band erscheint anlässlich des 85.Geburtstages (20.September) des vor einem Jahr verstorbenen thüringischen Schriftstellers.
Er ist zugleich ein Rückblick auf das lyrische Oeuvres des vor allem durch seine Tagebuchaufzeichnungen einer großen Leserschaft bekannten Autors. Die Textauswahl hat Cibulka noch selbst getroffen und die Bilder zusammen mit der Künstlerin Gudrun Kraft-Methfessel ausgesucht. Die Fertigstellung des Bandes wurde von der Witwe Christa Cibulka begleitet.
Mit expressiv geführtem Strich und ihrer leuchtenden Farbigkeit prägen die Zeichnungen und Aquarelle Gudrun Kraft-Methfessels die Buchgestaltung und gehen eine Symbiose mit Cibulkas lyrischer Sprache ein. “Die blaue Farbe des Windes” ist das Ergebnis einer langen schöpferischen Zusammenarbeit zwischen dem Schriftsteller und der bildenden Künstlerin. Beide verband die innere Nähe zur Landschaft, zur thüringischen zumal.
Für die Gestaltung und das typografische Gesamtbild erhielt die Buchgestalterin Frauke Wiechmann einen Designförderpreis des Wirtschaftsministeriums des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2003.”

08.2005, Glaux Verlag, Presseinformation

“Es war wohl eine besonders glückhafte Stunde am vergangenen Sonntag in Dornburgs Stadtkirche St.Jacobi, als sich in ihr die Bilderwelt von Gudrun Kraft-Methfessel und die Dichtung von Hanns Cibulka begegneten. … “

08.1999, Günther Gerstmann, Ostthüringische Landeszeitung OTZ